BUND Kreisgruppe Stade

Jungvögel am Boden sind nicht in Not

11. Mai 2019 | Umwelttipp, Frühling, Artenschutz

Wenn Sie Jungvögel finden, lassen Sie die vermeintlich hilflosen Vogelnachwuchs auf jeden Fall in der freien Natur. Nur in den seltensten Fällen handelt es sich bei gefundenen Vogelkindern am Boden um verlassene, verletzte oder geschwächte Tiere, die dringend Hilfe benötigen.

Foto: Ulrich Noack / pixelio.de

„Viele Jungvögel verlassen bereits ihr Nest noch bevor sie richtig fliegen können“, erläutert Heiner Baumgarten, BUND-Vorsitzender der Kreisgruppe Stade. „Diese Vogeljungen wirken zwar hilflos, sind aber häufig in der Nähe ihrer nach Futter suchenden Altvögel. Sie aufzunehmen wäre deshalb ein Fehler und hat mit Tierliebe nur wenig zu tun.“ Wer also einen Jungvogel findet, solle ihn auf jeden Fall dort belassen, wo er ist, denn über Bettelrufe verständigen sie sich mit ihren Eltern und diese Bindung darf nicht unterbrochen werden. „Allerdings fallen sie jetzt nicht selten natürlichen Feinden zum Opfer. Doch dies ist ein natürlicher Regulationsmechanismus, an den die Vögel angepasst sind und der ein Überhandnehmen einer Art verhindert.“ so Baumgarten weiter. Im Siedlungsbereich fallen zumeist die bräunlich gefleckten Jungamseln auf, die etwa eine Woche vor dem Flüggewerden der drangvollen Enge des Nestes entfliehen. Deshalb sollten in der Zeit der Jungenaufzucht Hauskatzen auf jeden Fall im Haus gehalten werden, um die nur halbflüggen Jungvögel nicht noch zusätzlich unnötig in unseren Gärten zu gefährden.

In der freien Landschaft finden wir auch typische Nestflüchter: zum Beispiel Enten, Fasane, Rebhühner oder Kiebitze, Uferschnepfe oder Brachvogel. Sie sind nach dem Schlüpfen sofort auf sich gestellt, versorgen sich selbst und werden von den Altvögeln nicht gefüttert. Aber ihre Eltern sind ganz in der Nähe und kümmern sich um sie. Auch junge Greifvögel und Eulen durchlaufen ein so genanntes „Ästlingsstadium“, in dem sie noch im Dunenkleid im Geäst umherturnen. Auch sie werden im Normalfall von ihren Eltern betreut.
 
„Hilfe für die Jungvögel ist erst notwendig, wenn nach einer Beobachtung über zwei bis drei Stunden aus angemessener Entfernung feststeht, dass es sich wirklich um einen verlassenen, kranken oder verletzten Vogel handelt“, so Baumgarten weiter. „Die Aufzucht von Jungvögeln gehört aber auf jeden Fall in die Hände von Fachleuten. Verletzte und kranke Jungvögel sollten am besten in einer Tierarztpraxis vorgestellt werden, die Wildtiere kostenlos behandelt.“ Diese könnten unter Umständen auch Tipps für die Aufzucht geben und Kontakte zu Fachleuten vermitteln. Sollten aber tatsächlich einmal Küken aus einem Nest gefallen sein, kann man sie ohne Gefahr für diese in die Hand nehmen und zurücksetzen, denn anders als bei vielen Säugetieren wie z.B. Feldhasen oder Rehen stören sich die Altvögel nicht am menschlichen Geruch.
 

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