BUND Kreisgruppe Stade

Der BUND betrachtet den Bau neuer Gas-Import-Infrastrukturen kritisch

01. Juli 2022 | 2022, LNG, Klimaschutz, Energie

Im Zuge der aktuellen Versorgungsknappheit mit Erdgas setzt die deutsche Politik auf LNG-Terminals als Lösung. Der BUND betrachtet den Bau neuer Gas-Import-Infrastrukturen kritisch! Bei LNG-Terminals muss zwischen schwimmenden und festen, landgebundenen Terminals unterschieden werden.

Aktuelle Situation zu geplanten LNG-Terminals
Im Zuge der aktuellen Versorgungsknappheit mit Erdgas setzt die deutsche Politik auf LNG-Terminals als Lösung.
Der BUND betrachtet den Bau neuer Gas-Import-Infrastrukturen kritisch!
Bei LNG-Terminals muss zwischen schwimmenden (FSRU- Floating Storage and Regasification Unit) und festen, landgebundenen Terminals unterschieden werden.
Die FSRU können einen Beitrag leisten, die sich aktuell zuspitzende Situation bei der Versorgungssicherheit mit Gas übergangsweise zu entschärfen. Unter diesem Gesichtspunkt befürwortet der BUND den temporären Einsatz solcher schwimmenden Terminals!
Anders verhält es sich mit dauerhaft an Land installierten LNG-Terminals.
Der Bau neuer Terminals dauert mindestens 4 Jahre.
Die unverzichtbaren CO2-Reduktionspfade geben Obergrenzen für den Verbrauch fossiler Energieträger vor. Das erfordert einen Rückgang der Nutzung von Erdgas ab spätestens 2030. Tatsächlich hat sich aufgrund des hohen Preisniveaus ein Rückgang des Gasverbrauches bereits jetzt eingestellt.
Feste LNG-Terminals träfen also auf einen zurückgehenden Gasverbrauch.
Bis zu einer möglichen Inbetriebnahme fester Terminals ca. 2026 könnte durch engagierte Einsparmaßnahmen mehr Erdgas eingespart werden als diese Terminals an Importkapazitäten schaffen könnten.
Einzelheiten zu solchen Maßnahmen werden u.a. in folgender Studie beschrieben:

www.zeroemissionthinktank.org/onewebmedia/Loesungsstudie__FINALBB
www.tagesschau.de/investigativ/deutschland-russland-energieimporte-101.html

Außerdem ist Deutschland an ein leistungsfähiges europäisches Gasverteilsystem angeschlossen. Davon profitieren wir bereits konkret in der aktuellen Versorgungskrise. EU-weit gibt es 36 LNG-Terminals, die 2020 nur zu 40% ausgelastet waren. Durch geringfügige Optimierungen im europäischen Gasverteilnetz könnten schneller zusätzliche Kapazitäten erschlossen werden als durch den Neubau fester LNG-Terminals. Anders als feste Terminals wären solche Investitionen auch dauerhafter Bestandteil zukünftiger Energieinfrastrukturen (z.B. Wasserstoff) LNG ist die teuerste und klimaschädlichste Form des Gasimportes und würde bei nachlassender Nachfrage als erstes vom Markt verschwinden.
Das haben auch die Terminalbetreiber selbst erkannt und fordern von der Politik bereits jetzt Garantien für finanzielle Entschädigungen aus dem öffentlichen Haushalt bei vorzeitig wegbrechenden LNG-Importen.

Damit ergibt sich in der Gesamtschau folgendes Bild:
Schwimmende LNG-Terminals sind als Übergangslösung für maximal 10 Jahre akzeptabel. Vertragslaufzeiten bis 2043 für landseitige Terminals sind dagegen inakzeptabel.
Deutschland wird und muss seine Gasversorgung bis mindestens 2026 ohne
zusätzliche feste LNG-Terminals sicherstellen. Dass ist technisch machbar.
Statt finanzielle und auch personelle Ressourcen weiterhin durch Projekte für fossile Energieträger zu binden, müssen diese Kapazitäten dringend für den deutlich zu beschleunigenden Ausbau regenerativer Energien sowie der Sanierung des Gebäudebestandes eingesetzt werden.

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